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Die Christoph Miethke GmbH & Co. KG

Zwei Innovationspreise, ausgezeichneter Ort im „Land der Ideen“, ein außerordentliches soziales Engagement und familienfreundlicher Arbeitgeber: Die Medizintechnikfirma MIETHKE aus Potsdam zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und Werteorientierung ganz hervorragend zusammenpassen.

Erfolg aus Überzeugung

Eigentlich will Christoph Miethke Medizin studieren. Seine Abiturnote reicht aber nicht aus, um sofort zu starten, also entscheidet er sich für Medizintechnik. Bereits an der Uni beschäftigt er sich thematisch mit der Behandlung des Hydrocephalus bzw. des Wasserkopfes. Eine Sache lässt den Tüftler nicht los: Die Ventile, die bislang zur Regulierung des Hirnwasserdrucks eingesetzt werden – eine Schwachstelle, findet Miethke. Statt sich der Körperlage des Patienten anzupassen, sind die gängigen Implantate auf die liegende Position ausgerichtet und führen häufig zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Miethke glaubt an eine bessere Lösung und entwickelt die weltweit erste Ventillösung, die sich der Körperlage des Patienten anpasst. Das Konzept geht auf. Im Jahr 1999 erhält Miethke für seine Idee den Innovationspreis Berlin Brandenburg.

Michaela Funk Neubarth, Leiterin Marketing, mit zwei weiteren Mitarbeitern in der Produktionshalle

Menschenwürde als Unternehmensphilosophie

Seitdem geht es steil bergauf mit dem Potsdamer Unternehmen. Wirtschaftlicher Erfolg stehe aber nicht an erster Stelle, erklärt Michaela Funk-Neubarth, Leiterin Marketing & PR. „Das ist eine Überzeugungsgeschichte. Die Leute hier glauben, dass das, was wir tun, gut ist.“ So beruft sich die Unternehmensphilosophie der Firma MIETHKE auf nichts Geringeres als Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Und dies wird auch beim Engagement für die Patienten deutlich: Kann ein Produkt noch verbessert werden, wird das auch getan – und zwar erfolgreich: 2006 erhält die Firma zum zweiten Mal den Innovationspreis Berlin Brandenburg, diesmal für eine Technologie, mit der das Unternehmen bis heute konkurrenzlos ist. Dieses für die aufrechte Körperlage verstellbare Gravitationsventil kann auf die individuellen Veränderungen im Leben eines Patienten – wie z.B. Wachstum bei Kindern – eingestellt werden und erspart den Patienten sonst unerlässliche Revisions-Operationen.

Mit der Führungsebene im Reinraum

Vielleicht ist Miethke wirtschaftlich deshalb so erfolgreich, weil er Erfolg auch woanders sucht: „Ich frage mich manchmal, ob der Erfolg so entscheidend ist. Viel entscheidender ist doch die Frage, ob das, was wir tun, das ist, was wir tun wollen, und ob wir überzeugt sind, von dem, was wir tun“, erklärt er im Unternehmensvideo. Diese Einstellung trägt Früchte: „Jeder ist sich dessen bewusst, welches Glück man hat, hier arbeiten zu dürfen“, findet Reinraum-Mitarbeiter Hubert Kuntscher. „Das klingt so übertrieben, ist aber tatsächlich so. Hier ist es wirklich ziemlich großartig.“

Und auch das Miteinander macht die Firma besonders. Denn, wenn es hart auf hart kommt, packt schon mal die gesamte Führungsebene im Reinraum mit an. Als die Zeit bei einem Großauftrag für einen chinesischen Kunden knapp wurde, schlüpften sämtliche Abteilungsleiter plus Miethke in die Reinraum-Uniform, setzten Ventile zusammen und schoben sie in die Verpackungen. Trotz schmerzender Fingerkuppen hat Frau Funk-Neubarth das Erlebnis in positiver Erinnerung. Es sei ein „schönes Gefühl“ gewesen, die Mammutaufgabe gemeinsam zu stemmen und damit auch die Wertschätzung für die Arbeit der Kollegen zum Ausdruck zu bringen.

Arbeiten, Pilgern, Papa-Sein

Die gemeinsame Vision, Menschen zu helfen. Das ist es, was laut Michael Dahm das Arbeiten bei Miethke ausmacht – menschlich ist das Wort, das hier häufig fällt. Die Mitarbeiter stehen im Fokus. Sie werden in Entscheidungen eingebunden und ernst genommen. Konkret heißt das: Es gibt eine Vertrauensarbeitszeit. Ein „Familiengeschenk“, findet Eva-Riek-Brand, Mitarbeiterin im Bereich Marketing.

„Ich kann jederzeit über Veränderungen in meinem Leben sprechen und mein Arbeitsleben an meine privaten Gegebenheiten anpassen“, erklärt sie. Für einen frisch gebackenen Papa in der Firma heißt das etwa, dass er monatlich seinen Vertrag ändern kann, um seine Arbeitszeit an die neue Familiensituation anzupassen; für einen anderen Mitarbeiter, dass er vier Wochen freinimmt, um auf dem Jakobsweg zu pilgern. Dieser Vertrauensvorschuss kommt auch der Qualität der Produkte zugute: „Es gibt keinen Druck. Und das ist auch wichtig, weil wir eine möglichst spitzenmäßige Qualität abliefern müssen. Es geht ja um Menschenleben. Die Quantität ist dann zweitrangig“, so Hubert Kuntscher.

Freiheit, Vertrauen, Wertschätzung: Dahinter steckt eine humanistische Grundhaltung, die Firmenchef Christoph Miethke auch außerhalb seines Unternehmens lebt. Er ist Gründungsmitglied des Vereins Neues Potsdamer Toleranzedikt, der – in Anlehnung an das historische Edikt von Potsdam – für eine weltoffene Stadt eintritt. Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen internationale Patenschaften, etwa in einem Krankenhaus in Ruanda, wo Hydrocephalus-Patienten kostenlos behandelt werden.

Auf den Spuren Friedrich II.

Miethke hat es als Unternehmer geschafft, seine Überzeugungen innerhalb und außerhalb des Firmenalltags in die Tat umzusetzen. Und das ist laut Jörg Knebel, Leiter Qualitätsmanagement, erst einmal nicht in Zahlen messbar. Wenn man es schaffe, eine gute Stimmung im Team zu erzeugen, habe man die Grundlage für gute Arbeitsergebnisse geschaffen. „Wenn ich Karriere auf Kosten anderer machen will, erreiche ich genau das Gegenteil. Als Vorgesetzter sollte man sich als Dienstleister für sein Team verstehen.“

Klingt wie …? Genau: „Der Herrscher ist der erste Diener seines Staates“, Friedrich II. Diese Einstellung hat Tradition in der Region!

Was ist das Besondere an der Arbeit hier?

„Ich finde die Produkte wahnsinnig spannend und interessant. Was damit einhergeht, ist das positive Gefühl, eine sehr sinnvolle Arbeit zu machen, da man Menschen hilft und unmittelbar daran beteiligt ist, ihre Lebensqualität zu verbessern. Das finde ich am Ende des Tages das Schöne, das Gute.“

Michael Dahm

Leiter Werkzeug-Prototypen- und Vorrichtungsbau

  • „Es ist sehr sozial, sehr menschlich hier. Man hat einfach eine freundliche Art, miteinander umzugehen.“

    Hubert Kuntscher

    Reinraumfertigung

  • „Das Miteinander. Hier duzen sich alle – und das ist nicht nur eine Vorgabe. Wir stehen alle auf einer Stufe.“

    Bea Dieckmann

    Entwicklungsingenieurin

Eva Riek-Brand

Drei Fragen an...

Eva Riek-Brand, Mitarbeiterin im Marketing

Was macht die Firma für Sie aus?

„Dass ich jeden Tag mit Menschen verbringe, die mich ohne zu zögern unterstützen, auch uneigennützig. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit komme. Das liegt zum einen daran, dass ich in diesem Gebäude arbeiten darf, und zum anderen an den Kollegen. Was meinen Alltag auch sehr entspannt, ist die Vertrauensarbeitszeit. Das ist ein Familiengeschenk. Dieses Unternehmen macht auch für mich aus, dass die Haltung von Christoph Miethke meiner entspricht. Das erleichtert die Dinge im Arbeitsalltag.“

Wie würden Sie einem Neubewerber die Firma beschreiben?

„Hier gibt es viel Raum für Ideen, Kreativität und Freiheiten. Ich würde sagen, wir arbeiten ergebnisorientiert. Hier musst man keine Zeiten absitzen. Und es ist vieles möglich. Außerdem kann ich mein Arbeitsleben an meine privaten Gegebenheiten anpassen.“

Und gefällt Ihnen auch die Region?

„Potsdam ist in Deutschland von allen Gegenden, die ich kenne, die perfekte Lösung. Es gibt eine große Stadt zum Ausflippen ganz in der Nähe. Aber auch Potsdam selbst hat alles, was man braucht, auch für ein Leben mit Kindern. Für mich ist diese Region die lebenswerteste in Deutschland. Ich habe das Privileg, angekommen zu sein.“

  • „Fordere nie etwas von jemandem, was er nicht leisten kann, sondern nur das, was er leisten kann. Alles andere erzeugt Druck, Angst und auch Ablehnung.“

    Jörg Knebel

    Leiter Qualitätsmanagement

  • „In unseren Führungsleitlinien heißt es: 'Deine Fehler sind unsere Fehler'. Fehler sollen und müssen passieren. Idealerweise passieren sie einmal und wir lernen daraus. Hier wird nicht mit dem Finger auf irgendwen gezeigt, wenn etwas schiefgeht.“

    Michaela Funk-Neubarth

    Leiterin Marketing

„Ich frage mich manchmal, ob der Erfolg so entscheidend ist.“

Christoph Miethke

Firmengründer und Geschäftsführer

Miethke Zeitstrahl

  • 1992

    Die Fördermittel sind akquiriert und Christoph Miethke kann sich mit einem weiteren Ingenieur und zwei Studenten an die Entwicklung seines neuartigen Ventils machen.

  • 1999

    MIETHKE hat das weltweit erste Ventil zur Behandlung des Hydrocephalus entwickelt, das sich der Lage des Patienten anpasst. Die zuvor eingesetzten Shunts waren auf die liegende Position ausgerichtet und konnten zu Schwindel und Kopfschmerzen führen. Die Firma erhält dafür den Innovationspreis Berlin-Brandenburg.

  • 2006

    Der verstellbare Shuntassistent proSA sorgt für Furore: Erst erhält das Unternehmen dafür eine Auszeichnung der IHK Potsdam und kurz darauf zum zweiten Mal den Innovationspreis Berlin-Brandenburg.

  • 2016

    Ein neuer Produktionsstandort in den Reithallen der roten Kasernen wird eingeweiht.

Gesellschaftliche Verantwortung in Zeiten von Corona

Christoph Miethke und Stefan Frerichs im MEHR ZUKUNFT-Dialog
 

Toleranz – was bedeutet das in Zeiten von Corona? Wie wichtig ist solidarisches Denken? Und sind Unternehmen gefordert, Engagement zu übernehmen? Über diese und weitere Fragen sprechen Stefan Frerichs, Leiter der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Potsdam, und Christoph Miethke, Gründer und Geschäftsführer der Christoph Miethke GmbH & Co. KG., im MEHR ZUKUNFT-Dialog.

Das Interview finden Sie hier.